Wissenschaftliche Evidenz für meinen Beratungsansatz
Aktuelle Studien belegen, dass die Art und Weise, wie Menschen Stress wahrnehmen, einen erheblichen Einfluss auf deren Gesundheit hat. Ergebnisse aus verschiedenen Studien deuten darauf hin, dass eine positive Einstellung zu Stress positive Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit und Arbeitsleistung haben kann. Es ist nicht der Stress selbst, der ungesund sein kann, sondern die Art und Weise, wie wir ihn wahrnehmen und darauf reagieren. Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die positiven Aspekte von Stress – im Gegensatz zur bloßen Vermeidung der „lähmenden“ Aspekte – auch eine Änderung der eigenen Einstellung beinhalten sollte [1].
Ergebnisse aus einer Studie von Yeager et al. von 2022 weisen darauf hin, dass bereits eine kurze Intervention, die auf einer Änderung der eigenen Einstellung gegenüber Stress basiert, die mentale Gesundheit von Jugendlichen schützen und damit ihre schulische und soziale Leistungsfähigkeit stärken kann [2].
Insbesondere unterstützte die Intervention die Probanden, stressige Situationen als Herausforderung zu sehen, die sie meistern können, anstatt diese als Bedrohung wahrzunehmen. Die Intervention verringerte langfristig die täglichen Stresssymptome, einschließlich der negativen Selbstwertgefühle und den erhöhten Spiegel des Stresshormons Cortisol. Die Jugendlichen schnitten in ihren schulischen Leistungen, insbesondere in anspruchsvollen Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften, insgesamt besser ab.
Auch Cohen et al. untersuchten in einem systematischen Review von 2023 verschiedene Studien und Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlbefindens und zur Reduzierung von Burnout, u.a. bei Pflegekräften und Ärzten. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sowohl individuelle Mindset-Interventionen als auch organisatorisch-strukturelle Interventionen das Wohlbefinden und die Resilienz von Gesundheitsfachkräften verbessern und Burnout reduzieren können [3].
Eine Studie von Lupien et al. (2021) beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Stresshormonen und deren Auswirkung auf die individuelle Gedächtnisleistung und Leistungsfähigkeit. In dieser Studie wurde belegt, dass Menschen einen gewissen Grad an Stresshormonen benötigen, um die Lern- und Gedächtnisfähigkeit zu verbessern. Das Stresshormon Cortisol beeinflusst insbesondere zwei Hirnareale: die Amygdala und den Hippocampus. Diese Bereiche sind vor allem mit unserer Gedächtnisleistung verbunden. Wenn nur wenig Cortisol im Körper vorhanden ist, haben wir eine geringe Gedächtnisleistung. Steigt der Stress, steigt das Cortisol und somit auch unsere Gedächtnisleistung. Haben wir jedoch Dauerstress, kommt es zu einem Cortisolüberschuss, der die kognitive Leistung negativ beeinflussen und Erkrankungen forcieren kann. Diese Studie zeigt, dass kurze Stressphasen uns dabei helfen können, Herausforderungen zu meistern und unsere Ziele zu erreichen. Wir benötigen eine adäquate Balance zwischen An- und Entspannung, um gut performen zu können und dabei gesund zu bleiben [4].
In einer aktuellen Studie von Crum et al. aus dem Jahre 2023 testeten Forscher eine neue Methode, um eine positive Einstellung gegenüber Stress zu fördern. Die Methode wird als metakognitive Intervention bezeichnet. Bereits nach einigen Wochen dieser Intervention konnte beobachtet werden, dass die Studienteilnehmenden bereits weniger negative gesundheitliche Symptome berichteten und sich bei der Arbeit besser fühlten. Sie konnten ihre positive Einstellung gegenüber Stress sogar aufrechterhalten, selbst als sie später mit Informationen konfrontiert wurden, die Stress als negativ darstellten. Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass wir lernen können, Stress auf eine Weise wahrzunehmen, die uns hilft, besser damit umzugehen und dadurch gesünder und leistungsfähiger zu sein [1,5].
Auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse und meiner eigenen Erfahrung entstand mein Beratungsansatz. Dieser basiert auf der Annahme, dass Stress zum Leben dazugehört und eine Änderung der individuellen Einstellung zu Stress positive gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Der Schlüssel für ein gesundes, glückliches und leistungsfähiges Leben liegt darin, Stress anzuerkennen, ihn zu verstehen und sich mit ihm zu beschäftigen sowie neu zu bewerten.
Referenzen
[1] Crum AJ, Salovey P, Achor S. Rethinking Stress: The Role of Mindsets in Determining the Stress Response. J Pers Soc Psych 2013; 104(4):716-33. https://doi.org/10.1037/a0031201.
[2] Yeager DS, Bryan CJ, Gross JJ, Murray JS, Cobb DK, Santos PHF, Gravelding H, Johnson M, Jamieson JP. A synergistic mindsets intervention protects adolescents from stress. Nature 2022; 607(7919):512-20. https://doi.org/10.1038/s41586-022- 04907-7.
[3] Cohen C, Pignata S, Bezak E, Tie M, Childs J. Workplace interventions to improve well-being and reduce burnout for nurses, physicians and allied healthcare professionals: a systematic review. BMJ Open 2023; 13:e071203. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2022-071203.
[4] Lupien SJ, Buss C, Schramek TE, Maheu F, and Pruessner J.. Hormetic influence of glucocorticoids on human memory. Nonlinearity Biol Toxicol Med 2005; 3:23-56. https://doi.org/10.2201/nonlin.003.01.003.
[5] Crum AJ, Santoro E, Handley-Miner I, Smith EN, Evans K, Moraveji N, Achor S, & Salovey P. Evaluation of the “rethink stress” mindset intervention: A metacognitive approach to changing mindsets. J Exp Psych 2023; 152(9):2603-22.